wild und gefährlich
Theater Funkenflug im Fundus Theater
5. MAI 2015 11:42 UHR
Die „kleine Frau“ (Katrin Lowitz) lässt sich vom „Großen Fiesi“ nicht ins Boxhorn jagen. Die Furcht lauert überall: da hinten, da unten, da oben und da drinnen. Vielleicht sollte man lieber daheim bleiben. Aber auf Dauer zu Hause hocken? Laaangweilig! Kurz bevor es sich Katrin Lowitz als „die kleine Frau“ mit dem Kuschelkissen gemütlich macht, zieht sie doch noch los.
Aus dem Off lockt nämlich Dr. Grusels unheimliche Stimme. Wer die Übungen Eins bis Zehn, allesamt wild und gefährlich, besteht, erhält Bonuspunkte. Die kleine Frau kämpft mal leibhaftig, mal als kleine Figur auf der Kante des vielfach wandelbaren Spielkoffers mit dem „Überbammel“, der dunklen Nacht, dem Lampenfieber und dem Ekel vor der Schnecke. Dabei erreicht sie manchmal schwindelerregend viele Fantasie-Bonuspunkte. Bei Ausweichmanövern und Tricks droht jedoch Punktabzug. „1.205 Punkte gibt es nur für Rosenkohl und 3.578 für Schleim im Gesicht“, erläutert Dr. Grusel kichernd. Ihhh! Dann vielleicht doch lieber nicht… Mit großem Mut und kleinen Helfern, wie dem Gute-Nacht-Licht und einem Song, den sie von Mal zu Mal lauter singt, stemmt die kleine Frau schließlich alle Übungen.Und sie gewinnt sogar neue Freunde, denn manch seltsames Monster oder Getier entpuppt sich als einsam, aber ziemlich nett. Sogar Dr. Grusel ist nicht das, was er scheint, als er tatsächlich erscheint. Schön, dass eine freie Kindertheatergruppe hier eine eigene Geschichte ohne Buchvorlage entwickelt hat! Denn das wird immer seltener. Das Funkenflugteam Katrin und Marc Lowitz hat die Geschichte von der kleinen Frau, die lieber das wilde und gefährliche Leben draußen sucht und am Ende selbst wild und gefährlich ist, mit wenig, aber technisch raffinierter Ausstattung auf die Bühne gebracht. Schauspielerin Katrin Lowitz präsentiert sich ebenso gekonnt als Figurenspielerin. Mutig und damit erfolgreich zeigen sich Schauspielerin und Regisseur Marc Lowitz noch an einem weiteren Punkt: Die kleine Frau wendet sich mit Fragen, die dramaturgisch eine tragende Funktion haben, immer wieder direkt ans junge Publikum. Das funktionierte in der Premiere bestens!
Angela Dietz – GODOT – Das Hamburger Theatermagazin