Munteres Solo gegen die Furcht vor der Dunkelheit:
„Reise in die Nacht“ hatte im Fundus Theater Premiere

Die „kleine Frau“ kennt sich aus: Kinder haben Angst – davor, alleine aufs Klo zu gehen, dass die Eltern sterben, manche sogar vorm Eisessen und bestimmt alle vor der Dunkelheit. Aber ihr ist klar, denn sie hat es selbst erlebt, dass man was dagegen tun kann. Sie ist ausgezogen, die Dunkelheit kennen zu lernen. Irgendwann früher mal. Und zehrt noch heute davon.
Katrin Lowitz vom Theater FunkenFlug braucht nicht viel, um Fünfjährigen spielerische Tipps zu geben, wie es sich leicht mit Erlebnissen im Finsteren umgehen lässt. In Ihrer Reise in die Nacht, die jetzt Premiere hatte, nennt sie an erster Stelle Mut. Aber auch Taschenlampe, Regenschirm, Käsebrot, Leine, Bettzeug und Plane können helfen, wenn es ans erste einsame Zelten draußen geht. Das heißt, man muss sich Hilfsmittel zurechtlegen, und wenn man dafür einen riesigen Koffer braucht.
Unter der Regie von Marc Lowitz zeigt sich die Solostin vor allem als Komödiantin. Nie lässt sie die demonstrierte Angst ins Publikum überspringen, stets ist ein Augenzwinkern im Spiel, wenn brenzlige Situationen auftreten. (…)
Und was ihr gut tut wie Pfeifen im Dunkeln, sind viele muntere Liedchen, die sie im Gepäck hat. Thomas Pohle hat dazu die Melodien komponiert, die Katrin Lowitz dem überraschungsgeladenen Überseekoffer als Begleitung entlockt. Sie verleiten zum Mitsummen, so wie ihre Lautmalereien und Gesten zum Nachahmen locken: Theater mit Langzeitwirkung.

Oliver Törner, TAZ Hamburg, 23.09.2002

Kindertheater FunkenFlug zeigte in der Brücke eine „Reise in die Nacht“ für alle Mutigen.

Krispel-kraspel-schnipsel-schnapsel – ojemine, die kleine Frau kann ein gar unheimliches Liedchen singen von den Geräuschen, die in der Nacht ihr Bett umtosen. Wenn das ganz dunkle Dunkel, das ohne Mondgesicht und Laternenschimmer, kommt und wenn dieses Dunkel auch noch Huckepack Geräusche anschleppt, dann kann einem schon bange werden ums Herz. Aber eines Tages hat sie ihr Fracksausen während einer Reise in die Nacht überwunden. Und damit die im Theatersaal der Brücke mal vor Wonne brabbelnde, dann wieder vor Gespensterschiss bibbernde Kindergartenbande auch ein für alle Mal die Angst abschütteln konnte, nahm die kleine Frau (ganz großartig in ihrer fantasievollen und anregenden Ein-Frau-Show: Katrin Lowitz vom Theater FunkenFlug aus Hamburg) sie gestern mit auf eine Reise in die Nacht.
Das bezaubernde an diesem Angstverkleinererstück für alle Mutigen und solche, die es noch werden sollen, war, dass es auf karger Bühne und ohne Requisitenhokuspokus zu fesseln vermochte. Der Charme lag in der bewusst gesetzten Improvisation, die die Fantasie der Kinder wohl mächtiger in Schwung bringt als Illusion perfekt imitierter Wirklichkeit. Auf ihrer Reise wider das nächtliche, angstgebeutelte Lichtschalterflitzen reichte Katrin Lowitz ein kranichähnlicher Regenschirmknauf, um einen zickigen Vogel zu imaginieren. Danach war´s wieder nur ein Schirm, mit dem sie ein Gewitter niederfocht. Und wie war das nun in der Nacht, allein mit dem Hasen im Zelt? Alles hört sich anders an, wenn ich es nicht sehen kann! Und wenn dann noch der Fuchs ums Zelt… Klug hat sie eine Indianer-kennt-keine-Angst-Philosophie vermieden. Vielmehr muss man lernen, mit den Gespenstern der Nacht zu leben und sie auszuhalten. Außerdem: Der Fuchs ist doch auch nur ein Angsthase!

Susanne Jasper, Braunschweiger Zeitung, 07.11.2003