Premiere des Theater FunkenFlug

(aus LANDESARBEITSGEMEINSCHAFT KINDER- UND JUGENDKULTURINFO, Hamburg)

Was entsteht, wenn man das Läuten eines Kuhglöckchens fein raspelt, es mit Wasser vermischt und dieses dann aus den perforierten Spitzen eines knallgrünen Gummihandschuhs herausmelkt? Das zugehörige Experiment ist eines von vielen, das im Labor von Professor Dr. Dr. Dr. Dr. Zwingeling zu beobachten ist. Meist kommt dort jedoch gar nicht der etwas trottelige Laborchef beim Experimentieren zum Zug, sondern eher, fast wie nebenbei, seine quirlige Helferin Frosta. Es ist ein seltsames Paar: Er in seinem wattierten Silbermantel mit einer Art Fliegermütze und Schweißerbrille allzeit auf dem Kopf bereit. Sie im wattierten Silberkleid mit weißem Flausenrand und weißer Puschelmütze. Er stets bedeutungsschwer auf den Fußspitzen wippend, Ermahnungen und Verbote absondernd, auch Frostas Erfindungen sich an die Brust heftend. Sie quecksilbrig herumspringend, kaum einmal ruhig und ein Ausbund an sprühender Phantasie.

Zwei große Komödiantinnen spielen „Zwingeling`s wundersame Erfindung“. Katrin Lowitz und Ruth Zimmer machen dabei dem Namen ihres Theaters alle Ehre: Funkenflug. Mit einer Fülle von Slapsticks und liebenswerten Clownsnummern füllen sie das geniale Labor, das sich unversehens zur Versuchsanlage zum Thema Freundschaft entwickelt. Denn die Maschine, die beide auf der schlichten, doch spannend effizienten Bühne von Marcel Weinand zu Wege bringen, entpuppt sich als Verdopplungsapparat. Und der funktioniert nicht nur mit Dingen … Aber, was tun, wenn man plötzlich sich selber gegenübersteht?

Die schnelle Geschichte des Duos bringt viele Fragen leichthin ins Spiel: nach Identität, Unverwechselbarkeit, individuellen Eigenarten, der Verträglichkeit von Marotten und der Frucht- oder Furchtbarkeit von Ähnlichkeit. Und es ist anzunehmen, dass die Inszenierung die ungewöhnliche Altersspanne für Zuschauer von 4 bis 10 Jahre tatsächlich überbrücken kann: Dank des reichen, unbeschwerten Spiels, das im Witz nicht zur Verulkung verkommt, aber trotz durchaus seriöser Themen nicht eine Sekunde unwitzig wird. Und das damit so viele Aspekte vereint, dass eben für alle Altersgruppen etwas dabei ist. – Und auch für Erwachsene, denen anhand des eingangs beschriebenen Experiments endlich klar wird, wie Milch entsteht.